Versöhnung
Die junge Studentin Maja sieht jede Nacht im Traum das Bild von Blut, das an einer Wand herunter rinnt und wie sie selbst mit der Hand die noch warmen Schlieren verwischt. Bald ist ihr klar, dass der Traum mit ihrer Erzfeindin Christiane zu tun haben muss und eines Morgens findet sie eine Mordwaffe in ihrer eigenen Küche vor.
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Leseprobe
Wie gebannt starrte Maja auf die feinen Rinnsale an der sonst makellos weißen Wand. Ein leises Knirschen ertönte beim Bewegen ihrer Hand, totenbleich durch den Gummihandschuh. Warm und klebrig schlangen sich Fäden des roten Nass um ihre Finger – zu gern hätte sie dieses Gefühl hautnah erlebt. Aber das wäre töricht gewesen. Außerdem schwankte sie zwischen brennender Neugierde und abstoßendem Ekel hin und her. Die Vorstellung, das Blut ihrer Feindin mit bloßen Händen zu berühren war widerlich! Andererseits war es sicher ein fast ekstatisches Gefühl, mit der Hand über die Wand zu fahren und die unzähligen Flecken zu einem Ganzen zu verwischen… Ein Schauer überkam die junge Frau. Sie schüttelte den Kopf um sich wieder in die Realität zu zwingen.
Die Realität war jener Teil ihres Lebens, in welchem Christiane am Leben war. Sie hassten sich. Schon vom ersten Moment an war ihr klar gewesen, sie würden niemals Freunde werden. Nicht in diesem Leben, nicht in irgendeinem sonst. Christiane hatte lange, schwarze Haare und große dunkle Augen, die den stetigen Ausdruck verzweifelter Hilflosigkeit trugen. Genau das, worauf Männer abfuhren, die ebenso verzweifelt um Bestätigung winselten wie Christiane um jede Form von Liebe. Einige nannten sie hübsch, viele brachten den passenden Vergleich mit Christiane F. – Maja traf vornehmlich die enervierende Aufdringlichkeit, die wohl ein augenscheinliches Phänomen Christianes verzweifelter Suche nach Aufmerksamkeit war. Am Anfang versuchte Maja, nett zu sein, sich mit dem Mädchen zu unterhalten, schließlich teilten sie denselben Umgang und Maja war nicht gewillt, langjährige Freundschaften, nicht einmal flüchtige Bekanntschaften wegen einer kleinen Göre mit großen Augen aufzugeben. Aber die Versuche, mit Christiane warm zu werden, waren zwecklos. Die eisige Wand war meterdick und Maja kam zu der Einsicht, dass sie es so auch am besten befand. Sie streckte die zitternde Hand nach der Mélange aus, atmete den wohligen Duft und entkam dem Tagtraum zurück ins Wiener Café Hawelka, in welchem sie fast jede freie Stunde verbrachte. Man kannte sie und das verlieh ihr ein Gefühl von Heimat inmitten der Donaumetropole. Jeder Winkel war ihr vertraut, viele der Gesichter lächelten ihr zu und niemandem kam die Idee, dass Maja Tag um Tag demselben Traum nachging, in welchem sie die einzige Überlebende eines hinreißenden Massakers war.
Es war Sommer geworden und der heiße Tag drohte mit der schwülen Luft alle und jeden zu ersticken. Maja stand verzweifelt vor der offenen Tür des Kaffeehauses, aus welchem statt vieler Stimmen nur Staubwolken und Baulärm drangen. Dabei hätte das Café am Vortag wieder eröffnen sollen. Da jede Chance auf eine „häusliche“ Mélange zunichte war, machte sie sich auf den Weg zum Stadtpark – der Freitagnachmittag im schattigen Park war immernoch besser zu ertragen als inmitten erhitzter Häuserschluchten und entnervter Menschenmassen. Ihre Standardlektüre waren seit Monaten Kriminalromane, die möglichst blutig verliefen und / oder in welchen der Mord möglichst raffiniert eingefädelt war. Bildungslektüre. Agatha Christie entfiel, in ihren Romanen wurde der Mörder immer gefunden. Ausnahmslos. Ebenso Arthur Conan Doyle. Maja ließ sich mit einem viel versprechenden Buch im Schatten nieder; ein Mord, der von einer Schafherde aufgeklärt werden sollte. Wer würde einer wolligen Schar schon glauben, lachte sie in sich hinein. Aber die Idee mit dem Spaten in der Brust war gut, das musste man der Autorin lassen. Und wieder drifteten ihre Gedanken zu den Rinnsalen auf der sonst makellosen Wand …
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#Wien #Kaffeehaus #Rache #Krimi #Kurzgeschichte