Ripper
Whitechapel, 1888. Angst bestimmt den Alltag vieler Frauen im East End; ein Serienmörder treibt nachts sein Unwesen in den engen Gassen. Die Opfer sind teils bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, die Leiber aufgeschlitzt. Aber ist es wirklich so? Ein Mörder? Oder doch eher ? Lesen Sie eine alternative Jack the Ripper Geschichte mit vielleicht unerwartetem Ausgang.
Diese historische Kriminalgeschichte erschien zuerst unter dem Titel „Whitechapel, 1888“.
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Leseprobe
Dichter Regen klatschte auf Hausda?cher, Sturzba?che, die das Pflaster der Whitechapel Road u?berspu?lten. Fu?r Ende August war es ungewo?hnlich kalt und Polly raffte den neuen Umhang noch enger um sich. Er war warm und kostete mehr als sie in zwei Monaten verdiente; sie hatte ihn und die dazugeho?rige Haube Mrs. Cowdry gestohlen, ehe sie deren Haus und Dienst verlassen hatte. Ihr schlechtes Gewissen wurde soeben vom Regen fortgewaschen, ebenso wie ihre Hoffnung, in dieser Nacht noch etwas Geld auftreiben zu ko?nnen. Bei diesem Wetter war keiner freiwillig auf der Straße und jene die es sein mussten, waren bei den Lo?scharbeiten am Dock.
?Eine Nacht wie die Ho?lle?, dachte Polly beim Anblick des vom Feuer rot gefa?rbten Himmels, der es an Blitz und Donner nicht mangeln ließ; letzterer u?berto?nte die elf Glockenschla?ge und Polly lief zum Frying Pan Pub, wo sie bislang noch immer die ein oder andere Einnahmequelle gefunden hatte. Oder wenigstens Gin.
Tatsa?chlich fand sie beides und alle Pennies, die sie zuvor verdient hatte und die ihr eigentlich eine halbwegs warme Nacht in einem der nahe gelegenen Lodgingha?user ha?tten bescheren sollen, spu?lten alsbald von innen wa?rmend ihre Kehle hinab. Schwankend begab sie sich wieder auf die Straße und sah zur Kirchturmuhr. Halb drei ? wo sollte sie bei dem Regen noch einen Kunden auftreiben? Sie konnte es selbst kaum glauben, als ihr ein paar Straßen weiter tatsa?chlich ein a?lterer, gut gekleideter Herr entgegenkam. In dieser Gegend waren sonst nur Arbeiter unterwegs und diese waren zu dieser Stunde u?blicherweise sturztrunken, aber dieser Mann sah weder betrunken aus, noch war er wie ein Arbeiter gekleidet. Er musterte sie von oben bis unten und sagte dann: ?Willst du??
Das ging ja noch viel einfacher als gedacht?
?Fu?r drei Pence mache ich alles, was du willst.?
Er la?chelte und zog sie in eine Seitengasse, wo er sie unter ein Vordach schob. Sie drehte sich um, pra?sentierte ihm ihren Ru?cken und zog ihren Rock hoch. Die drei Pence wu?rden ihr in ein paar Minuten doch noch einen warmen Schlafplatz bereiten. Oder noch ein großes Glas Gin im Frying Pan? Der Mann griff an ihren Hals. Diese rabiaten Typen hatte sie nie leiden ko?nnen – Angst ergriff sie. Sie wollte schreien, aber er presste seine Hand auf ihren Mund, die andere hielt ihre Ha?nde wie verschnu?rt und plo?tzlich spu?rte sie einen entsetzlichen Schmerz an ihrer Kehle; dann wurde es dunkel um sie.
Der Doktor starrte auf das Blut, das langsam in abstrusen Bahnen die Wand hinunter troff. Noch immer hatte er das Bild im Kopf, seit er es vor einer Woche mit eigenen Augen gesehen hatte. Die Erinnerung an den frischen Blutgeruch dra?ngte sich in sein Bewusstsein und er ho?rte eine Frauenstimme in seinem Ohr – ?ich will mehr!? In seinen Augen begann es zu gla?nzen.
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